Games & Gewalt: Gefährliches Flimmern

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08 Oct 2008, 11:57

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Eigentlich hatten wir gehofft, nichts mehr von Rainer Fromm zu hören. Mit seinen Beiträgen "Videogemetzel im Kinderzimmer" (kein Witz) und Gewalt ohne Grenzen machte er sich nicht nur auf einen Schlag in der gesamten Gaming-Community bekannt, sondern avancierte gleichzeitig zu deren neuem Feindbild. Schlechte Recherche und einseitige Berichterstattung, die ihm (und anderen) später nachgewiesen wurden, galten als seine Markenzeichen.

Ausstrahlung heute Nacht
Danach kam lange nichts mehr und stattdessen übernahmen die Kollegen des Ersten den Job mit den schlechten Berichten und schafften es dabei sogar noch Fromm zu toppen. Zumindest bis heute Abend, denn wie die GameStar berichtet zeigt das ZDF heute Abend den Beitrag Gefährliches Flimmern, bei dem Fromm Regie führte. Los geht es heute Nacht direkt nach heute nacht um zwölf Uhr, was bei einem weiteren Griff ins Klo zumindest die Hoffnung lässt, dass nicht ganz so viele Zuschauer vor der Mattscheibe hängen.

Beschreibung lässt hoffen
Allerdings ist so viel Vorverurteilung nicht redlich und folgt man der Beschreibung, verbirgt sich hinter dem Titel ein Beitrag bei dem Experten beider Seiten zu Wort kommen. Forscher, die einen Zusammenhang von virtueller und realer Gewalt sehen, und solche die es nicht tun. Entscheidend werden dabei wie immer die Art der Fragen und deren Schnitt sein. Denn wie man am Beitrag von Panorama sieht, lässt sich selbst ein harmloses Lachen zu einer finster dämonisch-dunklen Horrorshow umbauen.

Gewalttäter vor der Kamera
Der Bericht geht jedoch noch weiter. Laut der ZDF-Website werden jugendliche Gewalttäter vor der Kamera erzählen, welchen Einfluss Computerspiele auf sie und ihre Taten hatten. In der Beschreibung heißt es: "Der Film zeigt aber auch junge Männer, die irgendwann zwischen virtueller und realer Welt nicht mehr unterscheiden konnten. Ganz offen reden sie über die Verwirklichung von Gewaltphantasien in realen Taten bis hin zu schweren Gewaltdelikten“.

Einschalten und Aufnehmen
Spannend ist hier vor allem die Frage, ob neben den Schilderungen der konkreten Fälle auch Zahlen zu der Häufigkeit von Computerspielen als Auslöser von Straftaten im Vergleich mit der Gesamtstatistik genannt werden. Wenn es diese überhaupt gibt. Der Abend verspricht also spannend zu werden. Wir werden versuchen den Beitrag anzusehen und zu kommentieren. Aber zappt doch einfach selbst rein. Vielleicht schafft es Reiner F. ja dieses Mal einen ordentlichen Bericht abzuliefern.

Quelle: GameStar
Quelle: ZDF
Quelle: bf-games.net


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08 Oct 2008, 13:27

Dazu passend will ich auch nochmal einen Beitrag der bf-games.net Recherche von Anfang 2007 aufgreifen. Rein informativ ist es immer wieder gut sich auch an solche Berichte zu erinnern.
---

Gestern war es wieder einmal so weit. Im öffentlich rechtlichen Rundfunk, finanziert aus den Gebühren von Zockern, wurde über Killerspiele berichtet. Und dabei wurde eins schnell deutlich: Der Beitrag wirkte weniger als Reportage über das Thema, sondern mehr wie ein ... Werbevideo der Verbotslobby. Wenig sachlich, in weiten Strecken verzerrend dargestellt und ? so der aktuelle Vorwurf ? sogar in Teilen manipuliert.





Manipulieren statt Informieren
In der Online-Ausgabe des Spielemagazins GameStar wird der Panorama-Beitrag bis ins Detail kommentiert und richtig gestellt. Hierbei wird deutlich, dass ein zu Beginn geführtes Interview mit den CoD-Spielern anscheinend von fünf Stunden auf wenige Bruchstücke zusammengekürzt und zu besonders markanten Szenen zusammengesetzt wurde. Im ESGN-Forum erhebt einer der beiden interviewten schwere Vorwürfe gegen den Sender. Im Wortlaut heißt es dort: Für uns positive Aussagen wurden nicht gesendet, desweiteren waren ca. 95% der dargestellten Szenen nicht aus dem Spiel COD2. Das mit dem draufhalten z.B. ist nicht von uns.. Sollte das völlig sinnlose Geballer eines vollen Magazins auf einen bereits aus dem Spiel genommenen Gegner samt anschließenden Lachen des Spielers also nur den Zuschauer vor dem Bildschirmen einen bestimmten, vordefinierten Eindruck vermitteln? Meinungstransfer statt Meinungsbildungsprozess?

Panorama kein Einzelfall
Das bedenkliche an dem Vorwurf der CoD-Spieler ist die Tatsache, dass es sich bei Panorama um keinen Einzelfall handelt. Während der LAN-Party BFCon im Jahr 2005 drehte ein Team des WDR einen Beitrag für die Lokalzeit Dortmund. Dort wurden mehrere Spieler interviewt, deren Aussagen im Bericht ebenfalls auf einige Bruchstücke zusammengeschnitten wurden. Relativierende Aussagen wurden schlicht aus dem Bericht geschnitten und nicht gesendet. Diese Manipulation von Aussagen können wir bezeugen, da der interviewte Spieler Kelvin direkt neben uns saß und wir die Interviews "aller" Spieler in voller Länge als Augenzeugen mit verfolgten. Bereits zu diesem Zeitpunkt entbrannte im Forum der LAN eine Diskussion über den Beitrag, den wir noch einmal bei YouTube bereitgestellt haben.





Ganz wichtig: unabhängige Experten
Abseits der Vorwürfe von Seiten der interviewten Spieler ist auch die Rolle des Experten Bert Weingarten mehr als fraglich. Der Unternehmer ist nicht nur ausgesprochener Befürworter eines Verbots, sondern Arbeitet als Sicherheitsexperte auch für die PAN AMP AG - eine Firma für Internet-Filtersoftware. In einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt es unter anderem: eine erfolgreiche Verbannung von Killerspielen aus Kinderzimmern wird von der PAN AMP AG bereits technisch geleistet. Seit 2002 führt PAN AMP den weltweit ersten Filter für Ego-Shooter ein, welcher seither den Online-Bezug und das Online-Spielen aller bekannten Killerspiele unterbindet. Der Experte für illegale Erweiterungen bei Call of Duty & Co. handelt also nicht ganz uneigennützig, wenn er ein Verbot bestimmter Spiele fordert und voran treibt. Die hauseigene Software verkauft sich bei wachsender Besorgnis der Eltern bestimmt einen Tick besser. Ein Schelm, wer hier böses denkt. Ebenfalls brisant: mit keiner Silbe geht der Beitrag auf die Frage ein, wie viele der tausenden von deutschen Clans und Spieler die hier verbotenen Erweiterungen aus dem Ausland, wo die Gesetzgebung eine Herstellung zulässt, überhaupt nutzen. Die eigentliche Fragestellung müsste doch eher nach der Nutzung innerhalb der deutschsprachigen Spielerschaft lauten. Und dieses Ergebnis bleibt der Beitrag genau so schuldig wie die Tatsache, dass besagte Erhebung zu "Killerspielen" durch PAN AMP durch die Öffentlichen Rechtlichen finanziert wurde. Der Beitrag hat also Methode.

Gelber Stern für Computerspieler?
Doch es kommt noch schlimmer: erneut werden der Bevölkerung Szenen aus US-Versionen von Spielen gezeigt, die in Deutschland in dieser Form entweder indiziert oder erst gar nicht erhältlich sind. Der Bericht zeichnet so ein Bild von grausamen und gefühllosen Spielern, deren einziges Ziel die Ergötzung an brutaler Gewalt ist. Dass die Realität ganz anders aussieht, scheint beim NDR niemanden zu interessieren. Das Bild vom blutrünstigen Killerspieler sendet sich einfach besser als das derjenigen, die distanziert und differenziert mit dem Medium Spiel umgehen und sich in jedem Fall für die geltenden Jugendschutzgesetze aussprechen(!). Um mit denselben Mitteln des öffentlich rechtlichen Rundfunks zu arbeiten stellen wir deshalb die Frage, ob Spieler von Shootern zukünftig speziell gekennzeichnet werden sollten. Ein Gelber Stern mit Blutrand zum Beispiel, der alle Besitzer von CoD, CS und BF zukünftig aufgrund der von ihnen ausgehenden Gefahr zu tragen haben. Bei Zuwiderhandlung erfolgt die Deportation des PCs. Zu viel des Guten? Mit Sicherheit, aber auf demselben Niveau bewegt sich zurzeit die Berichterstattung: Hinrichten, Quälen, Morden: insgesamt 1,5 Millionen spielen in Deutschland so genannte Egoshooter ? Killerspiele. Wir steigen dann mal wieder in unseren Folterkeller.

Schärfere Trennlinien ziehen
Als Spieler und Nutzer so genannter Killerspiele fordern wir Redaktionen wie die von Panorama deshalb auf, den Zuschauern entsprechend ihres Auftrags umfassende und ausgewogene Informationen zukommen zu lassen, die der Bildung dienen. Wir fordern sie weiter auf in ihrer Berichterstattung mehr Sorgfalt walten zu lassen und dem Zuschauer im Rahmen des Meinungsbildungsprozess keine falschen und verzerrende Abbildung von Tatsachen zu übermitteln. Weder mit Bildern von US-Versionen noch durch aus dem Zusammenhang gerissenen Interviews und Satzfragmenten. Als Spieler, Gebührenzahler und durch die berichte direkt Betroffene haben wir jedes nur erdenkliche Recht dazu. Wir bitten und fordern die Hersteller von Spielen dazu auf, auf unsachgemäße Darstellungen mit der Forderung von Richtigstellungen zu reagieren, wie sie selbst bei SpiegelTV bereits gesendet wurden. Nur so kann verhindert werden, dass auf Grundlage fehlerhafter Berichte eine ablehnende Haltung innerhalb der Bevölkerung gegenüber Spielern aufgebaut wird.


Links:

Panorama-Beitrag bei YouTube
PAN AMP Pressemitteilung
ESGN Foren
BF Con Forum
WDR Lokalzeit bei YouTube


(Quelle: bf-games.net, 23.02.2007)


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14 Apr 2009, 10:31

Dann wärme ich dieses ältere Topic aus gegebenen Anlass nochmal neu auf. Einige Wochen sind nun seit den Ereignissen in Winnenden vergangen, viele Medien haben unmittelbar nach Bekanntwerden wieder einmal (Killer)Videospiele sofort als Grund aller Entwicklungen angeprangert. Doch in jüngster Zeit wurde dieses Thema schlagartig von allen Medien wieder fallen gelassen.

3sat berichtet über Gewalt in Games
Vor kurzem strahlte 3sat in Rahmen der Sendung "neues"einen Bericht über die Wirkung von Computerspielen auf das Gehirn aus. In der 30 Minuten langen Sondersendung ging es aber nicht nur um den wissenschaftlichen Hintergrund sondern auch um das System der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Die Redaktion recherchierte gut, und erklärte umfassend den Prozess den ein Videospiel innerhalb der Prüfung durchlaufen muss. Gewohnte Hasstiraden auf Spiele blieben aus und jeder Interessierte Spieler kann sich entweder die komplette Sendung anschauen oder auf einzelne Beiträge zurückgreifen. Ein Blick in die Mediathek lohnt sich.

Quelle:
3sat Mediathek
Artikel zur Sendung


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19 May 2009, 17:21

Ja und weiter geht´s mit diesem Thema ... das ist sowieso eine "Never Ending Story" aber doch ein ganz interessanter Beitrag:




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21 May 2009, 12:24

haha, die eltern am süchteln, loool. btw, wundert mich nicht, dass der beitrag auf 3sat gut war, einer der wenigen sender, die interessante und gut recherchierte inhalte liefern.


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27 May 2009, 09:57

Und so geht es dahin, zwar werden keine neuen Gesetze beschlossen, aber im Allgemeinen unglaublich was die Städte individuell beschliessen.

<center>[img]http://www.clusterwars.net/userpix/2_88515_1.jpg[/img]</center>

ESL Pro Series
Computerspieler in Karlsruhe unerwünscht

Turtle Entertainment, der Veranstalter der Electronic Sports League und ESL Pro Series, sagt das für den 5. Juni angekündigte Intel Friday Night Game in Karlsruhe ab, welches im laufenden Karlsruher Kommunalwahlkampf kontrovers diskutiert wurde. Spielegegner erheben Vorwürfe, bei der Veranstaltung sei die Einhaltung des Jugendschutzes nicht gewährleistet.

Turtle Entertainment verwahrt sich gegen Behauptungen in diese Richtung. Der vor neun Jahren gegründete Kölner eSport-Veranstalter und Ligenbetreiber ist europäischer Branchenprimus und einer der größten Arbeitgeber in der Computerspieleindustrie in Deutschland: weit über 900.000 aktive Sportler sowie mehr als hundert öffentliche Computerspiele-Veranstaltungen pro Jahr kennzeichnen Turtle Entertainments Position in der Branche.

"Wir haben den Eindruck im Karlsruher Kommunalwahlkampf instrumentalisiert zu werden. Mit viel Engagement haben wir den Dialog mit der Karlsruher Politik gesucht und Gespräche geführt. Jeder konstruktiven Diskussion über den Umgang mit Computerspielen und neuen Medien wird allerdings die Grundlage entzogen, wenn von demokratischen Parteien öffentlich die Kündigung rechtsgültiger Verträge angeregt wird. In einem abschließenden Gespräch haben wir uns deshalb gestern mit Oberbürgermeister Heinz Fenrich darauf verständigt, von unserem Vertragsrecht Abstand zu nehmen und die Veranstaltung abzusagen. In der technologiefreundlichen Stadt Karlsruhe, in welcher auch das Bundesverfassungsgericht seinen Sitz hat, hätten wir einen solchen Umgang nicht erwartet", sagt Ralf Reichert, Geschäftsführer der Turtle Entertainment GmbH. "Wir bedauern, dass eine Veranstaltung, die seit Jahren Ausdruck zeitgenössischer Jugendkultur ist, regelmäßig in 16 deutschen Großstädten gastiert und selbstverständlich unter Beachtung des ohnehin europaweit schärfsten deutschen Jugendschutzes durchgeführt wird, die Karlsruher Kommunalpolitik mit anhaltenden Diskussionen bestimmt. Es wird deutlich, dass die große Distanz zu unserer Jugend und den neuen Medien einen schweren Generationskonflikt offen legt."

Teil der politischen Auseinandersetzung und der daraus folgenden Konsequenzen ist auch die Absage der Eltern-LAN in Karlsruhe. Diese öffentliche Informationsveranstaltung wird seit 2008 im Rahmen der Intel Friday Night Games durchgeführt. Die Eltern-LAN ist ein gemeinsames Projekt von Turtle Entertainment, spielbar.de, dem interaktiven Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Spieleratgeber-NRW vom ComputerProjekt Köln e.V. und dem Institut Spielraum der Fachhochschule Köln. Ziel dieser Veranstaltung ist es, Eltern und Lehrern unter pädagogischer Anleitung den Einstieg in die Medienwelt ihrer Kinder und Schüler zu erleichtern. Die Schirmherrschaft der Eltern-LAN übernimmt der nordrhein-westfälische Kinder- und Jugendminister Armin Laschet.


Quelle:
ESL Europe


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